Das Wort Infiltration ist ein Überbegriff für Spritzen an verschiedenste Stellen mit den unterschiedlichsten Zielen. Grob unterscheiden wir zwischen diagnostischen und therapeutischen Infiltrationen.
Diagnostische Infiltrationen
Diagnostische Infiltrationen sind wertvoll für die Suche nach der Schmerzursache. Kleine Mengen eines Lokalanästhetikums können an bestimmte Ziele/Strukturen gespritzt werden, um dann zu beurteilen, ob nach der Infiltration der Schmerz verschwindet oder wesentlich gelindert wurde. Ist dies der Fall, ist es ein klarer Hinweis darauf, dass die Schmerzursache am Infiltrationsort – oder im Falle der Infiltration eines Nervs – im Versorgungsgebiet des entsprechenden Nervs liegt.
Therapeutische Infiltrationen
Therapeutische Infiltrationen dienen der zielgenauen Behandlung mit einem Medikament (oder Eigenblut). Infiltriert werden können je nach Leiden Gelenke, Bandscheiben, Nerven (diese, wie auch die Ganglien, werden bei der Infiltration nicht direkt getroffen sondern nur umspritzt), autonome Ganglien (Schaltzentralen des vegetativen Nervensystems), Muskeln, Faszienschichten etc.). Je nach Schmerzursache können Lokalanästhetika, Kortison, Hyaluronsäure, aber auch Botox oder Eigenblut verwendet werden.
Beispiele
Triggerpunktinfiltrationen und Dry Needling
Wenn Triggerpunkte (chronische Überlastungszonen im Muskel und den Faszien) die Schmerzursache sind, gelingt eine Heilung häufig mittels einer gezielten Behandlung des Muskels mit Nadeln (Dry Needling) oder mit Triggerpunktinfiltrationen (auch Wet Needling genannt).
Triggerpunkte
Muskuläre Triggerpunkte sind anhaltende Kontraktionen von einigen/wenigen Muskelfasern eines Muskels. Diese entstehen häufig als Reaktion einer chronischen Überlastung von Muskeln oder auch durch eine direkte oder indirekte Krafteinwirkung. Ein typisches Beispiel für eine muskuläre Überlastungssituation ist eine ungünstige Haltung am Computer – zum Beispiel beim Surfen auf einer Praxis-Homepage. Ein häufiger Mechanismus für die unfallbedingte Entstehung von Triggerpunkten ist die Überdehnung von Nackenmuskeln bei einem Schleudertrauma.
Triggerpunkte können – je nachdem wie stark ein Muskel befallen ist – mit einem schmerzfreien Zustand vereinbar sein oder aber auch die Ursache für einen invalidisierenden/immobilisierenden Schmerzzustand sein. Forschungsresultate zeigen, dass sich in Triggerpunkten ein übersäuertes Milieu mit sehr tiefen Sauerstoffwerten befindet. Ohne Sauerstoff fehlt auch der biochemische Energielieferant ATP (Adenosintriphosphat), welchen es für das Lösen der zusammengezogenen Muskelfasern braucht.
Triggerpunktinfiltrationen und Dry Needling als Behandlungsmöglichkeit
In den 40er-Jahren entdeckten Mediziner, dass die Infiltration von Lokalanästhesie in die Triggerpunkte zu einer anhaltenden Schmerzfreiheit führen kann. Im weiteren Verlauf entdeckten die Forscher, dass ein ähnlicher Effekt auch bei der Infiltration von Kochsalzlösung zu beobachten war. Als erforscht war, dass eine ähnliche Wirkung auch durch alleinige Nadelstiche in die Triggerpunkte (ohne Infiltration einer Flüssigkeit) auftrat, war das Dry Needling geboren: Triggerpunkte lassen sich also durch Nadelstiche in den Muskel (Dry Needling) auflösen.
Man geht davon aus, dass Nadelstiche die Durchblutung und somit die Sauerstoffversorgung in den Triggerpunkten ankurbeln, woraufhin sich die zusammengezogenen Muskelfasern – und damit auch die Triggerpunkte – lösen.
Triggerpunktinfiltrationen versus Dry Needling
Bei einer nur leichten Gewebeirritation ist das Dry Needling in der Regel gut erträglich. Je stärker die Irritation im Gewebe ist, desto schmerzhafter sind Nadelstiche. In letzterem Fall macht es Sinn – an Stelle des Dry Needlings – die Triggerpunkte mit einem Lokalanästhetikum zu infiltrieren. Diese Triggerpunktinfiltrationen nennt man auch Wet-Needling.
Weiterentwicklung der Technik – Vorteile des ultraschallgeführten Dry Needlings
Im traditionellen Dry Needling (ohne Ultraschallführung der Nadel) werden diverse Muskelgruppen aus Sicherheitsgründen nicht oder nur oberflächlich behandelt. Beispiele hierfür sind diverse Nacken-/Rückenmuskeln, welche in unmittelbarer Nähe zum Rückenmark oder zur Lunge stehen, wo heikle Strukturen verletzt werden könnten. Dazu gehört der Musculus erector spinae, also die der Wirbelsäule aufliegende Rückenmuskulatur.
Moderne Ultraschallgeräte machen es möglich, nicht nur die Zielmuskulatur und die Nadel, sondern auch Strukturen, welche zu verschonen sind (Lunge, Blutgefässe, Epiduralraum etc.) darzustellen. Dies erhöht die Sicherheit und Zielgenauigkeit der Behandlung und eröffnet die Möglichkeit, Muskeln und Triggerpunkte zu behandeln, welche bisher aus Sicherheitsgründen nicht in zufriedenstellender Qualität behandelt werden konnten. Dank entsprechender Infrastruktur und der Erfahrung können wir vielen Patienten zur ersehnten Schmerzlinderung verhelfen.
![]()
Eigenblutplasma
Begriffe
Für Eigenblutplasma werden zwei unterschiedliche Abkürzungen verwendet: ACP (autologous conditioned plasma) oder auch PRP (platelet rich plasma).
Wie wirken Eigenblutplasma-Infiltrationen?
Eigenblutplasma beinhaltet diverse Botenstoffe, welche die Regeneration bzw. Heilungsvorgänge von Gewebe ankurbeln können. Ein verletztes Körpergewebe durchläuft eine komplexe und präzise geregelte Serie von körpereigenen Heilungsvorgängen. Proteine im Blut sind für diese Regulation zuständig. Viele davon werden aus den Blutplättchen (Thrombozyten) freigesetzt andere befinden sich im Blutplasma in Lösung. Diese sogenannten Wachstumsfaktoren werden mit dem Blut bei einer Verletzung ausgeschüttet und bewirken dort den Beginn des Heilungsprozesses. Es liegt daher nahe, diese Wirkstoffe aus dem Patientenblut zu gewinnen und in konzentrierter Form am Ort der Verletzung zu nutzen. Die Entwicklung neuer Technologien zur Unterstützung dieses Heilungsvorganges ist in den letzten Jahren stetig gewachsen.
Wann kommt eine Behandlung mit ACPin Frage?
Eine Infiltration mit Eigenblut kommt immer dann in Frage, wenn die Regeneration von beschädigtem Gewebe angekurbelt werden soll und es bei der Behandlung nicht primär darum geht, einen Entzündungsprozess zu unterdrücken.
Wie läuft die ACP Therapie ab?
Eine kleine Menge Blut wird wie für eine Blutuntersuchung aus einer Armvene steril entnommen. Durch ein spezielles Trennverfahren wird anschliessend das Blutplasma gewonnen, das körpereigene regenerative und entzündungshemmende Bestandteile enthält. Die so gewonnene körpereigene Lösung wird in die verletzten Muskeln, Gelenke oder Sehnen injiziert. Dies geschieht unter streng sterilen Bedingungen mit einer dafür speziell entwickelten Doppelspritze.
Onabotulinumtoxin A (Botox)
Botoxinjektionen in bestimmte Muskeln können helfen, die Anzahl und die Schwere von Migräneattacken zu reduzieren. Zudem kommen Botoxinfiltrationen häufig auch bei Dystonien, also bei einem erhöhten Muskeltonus mit guten Erfolgen zum Einsatz. Teilweise wird auch der schmerzmodulatorische Effekt von Botox am Nerv genutzt. Hierbei wird der Nerv meist mit dem Ultraschall aufgesucht und danach das Botox direkt an den Nerv gespritzt.
Neuraltherapie
Bei der Neuraltherapie wird ein Lokalanästhetikum direkt an den Nerv gespritzt. Obwohl Lokalanästhetika die Nerven jeweils nur für kurze Zeit betäuben, kann der Nerv häufig – nicht immer – mit diesem Verfahren in einen längerfristig schmerzärmeren- oder teils gar schmerzfreien Zustand geführt werden. Dieser Effekt kann verglichen werden mit einem Neustart des Computers; die kurze Betäubung des Nervs kann zu einem ‘Reboot’ oder ‘Neustart’ des Nervs führen. Dies gelingt vor allem dann, wenn einen neuroplastische Schmerkomponente vorliegt.
Teils ist es auch die Hydrodissektion – also das Auseinanderdrücken von Gewebeschichten durch Infiltration von Volumen – welche den therapeutischen Effekt erzielt. Dies kann beispielsweise bei Nerveneinengungen oder Faszienverklebungen der Fall sein.