Wir wollen die Schmerzursache behandeln und nicht einfach Pillen verschreiben. Manchmal sind Pillen aber eine gute Zwischenlösung, manchmal sogar eine wahre Erlösung. Ersteres würden beispielsweise Migränepatienten unterschreiben, welche die Migräneattacke mit der Akutbehandlung mit einem Triptan kontrollieren können. Letzteres würden Patienten unterschreiben, welche nicht gut auf die Triptan-Behandlung der Migräneattacken angesprochen haben, aber seit der prophylaktischen Behandlung mit einem CGRP-Antagonisten Migränefrei wieder ihr Leben geniessen.
Schmerzmitteleinnahme – ein kritischer Blick
Natürlich gibt es über Schmerzmittel nicht immer nur Gutes zu berichten. Medikamente können diverse Nebenwirkungen haben und sind somit potenziell schädlich. Einige Medikamente können auch zu Suchtproblemen führen.
Weniger ist häufig besser. Das gilt auch für Medikamente. Nicht selten sehen wir Patienten mit einer langen Medikamentenliste. Zumeist wird Polypharmazie als die gleichzeitige Einnahme von vier oder mehr Medikamenten bezeichnet, wenn sie längerfristig eingenommen werden. Jeder fünfte bis jeder dritte Patient über 70 Jahre ist polympharmaziert. Die Interaktionen (Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten) nehmen mit der Anzahl der eingenommenen Medikamente exponentiell zu. Somit wird mit jedem Medikament auch die Liste der potenziellen Nebenwirkungen länger und auch die Schwere der Nebenwirkungen nimmt je nach Medikamenteninteraktion zu.
Konklusion
Bei jeder Behandlung mit Schmerzmitteln, muss das Verhältnis zwischen erwünschter Wirkung und unerwünschter Wirkung abgewogen werden. Wenn dieses Verhältnis nicht klar zu Gunsten der erwünschten Wirkung ausfällt, sollte das Medikament nicht eingenommen werden.
Wie eingangs erwähnt, wird im besten Fall die Schmerzursache behoben, was die Einnahme von Schmerzmitteln überflüssig macht. Wird dies bei chronischen Schmerzen nicht erreicht, finden sich im schmerzinterventionellen Bereich häufig elegante Möglichkeiten, die Schmerzweiterleitung auszuschalten. Das Verhältnis zwischen gewünschter Wirkung und potenziellen Nebenwirkungen ist im schmerzinterventionellen Bereich häufig günstiger als beim Pillenschlucken. Somit ist die Schmerzmitteleinnahme bei chronischen Schmerzen oftmals nicht die erste Wahl.